Zweimal Malmö und eine Diva

Letzten Sonntag fuhren wir nach Malmö. Von Tina hatten wir zwei Gratiseintritte für eine Gartenmesse erhalten, wo wir nach Inspiration für unseren eigenen Umschwung suchen wollten.

Das „Malmömässan“, das Messegebäude von Malmö ist nicht wahnsinnig gross. An der Gartenmesse wurde alles verkauft, was das Gärtnerherz begehrt: Saatgut, unzählige Sorten Blumenzwiebeln, Werkzeug, Dekozeugs für draussen und drinnen, Gewächshäuser, Solarzellen, Gartenteiche, Aussenduschen und und und… Wem dies noch nicht reichte, der konnte auch noch gleich eine Massageliege kaufen und sich das Teil vor Ort demonstrieren lassen – Massage inklusive, versteht sich.

Wir fanden diverse Samen und Kräuter für den Garten und die vielen Leute um uns herum bald sehr anstrengend. Wie schnell man sich doch an ein Leben im Wald gewöhnt!

Nach einem Besuch im Gartencenter (Werkzeuge und Aussaaterde sind dort um einiges günstiger) machten wir uns wieder auf den Rückweg in die Ruhe.

Am Dienstag betätigte ich mich als Laborantin. Zusammen mit Tina entnahm ich jedem Weintank und -fass im Keller eine Probe. Im kleinen Labor füllte ich jeweils 25ml Wein, 10ml Kaliumjodid und 10ml Schwefelsäure in ein kleines Becherchen. Der Mischung wird dann eine magnetische Kapsel zugegeben und der Becher wird in den Titrationsautomaten (dafür habe ich letztens die Anleitung von deutsch nach englisch übersetzt) gestellt. Auf Knopfdruck fängt der Magnet an zu drehen und ein Sensor ermittelt den Schwefelgehalt des Weins.

Macht man dies alles korrekt, so weiss man am Ende, welcher Wein noch wieviel Schwefel enthält und kann wo nötig etwas beigeben. Schwefel wird dem Wein zugegeben, um ihn vor Oxidation zu schützen und dafür zu sorgen, dass sich während der Reifung keine unerwünschten Mikroorgamismen wie Bakterien oder Schimmelpilze breitmachen. Der Wein wird dadurch deutlich länger haltbar.

Am Mittwoch klebte ich wiederum 280 Kartonboxen zusammen und half Dorian danach erneut beim Reben schneiden.

Am Donnerstag etikettierten wir den Vermouth, welchen wir letzte Woche abgefüllt hatten. Von Anfang an war der Wurm drin: die Flaschen waren klebrig und mussten zuerst gewaschen und getrocknet werden. Und die Etikettiermaschine ist tatsächlich eine veritable Diva. Nun war ihr nicht mehr zu kalt – sie klebte fleissig – jedoch entweder drei Rücketiketten auf eine Flasche oder zwei Vorderetiketten oder nur eine von beiden oder gar keine und zwischendurch verhedderte sich alles und es lief gar nichts mehr.

Da sie jedoch auch ab und zu eine korrekt etikettierte Flasche ausspuckte, gaben Dorian und David nicht auf: sie kraulten die Diva hinter den Ohren, fluchten über sie, redeten ihr dann wieder gut zu, bevor sie ihr einen Tritt vepassten und das Wunder geschah: am Nachmittag war nur noch etwa jede zehnte Flasche fehlerhaft, dafür mussten wir aber alle Rücketiketten von Hand aufkleben.

Wir hatten abwechselnd klebrige Flaschen poliert und fertige Flaschen in Boxen verpackt. Am Abend waren wir etwa in der Hälfte und ich meldete mich freiwillig zur Arbeit am Freitag.

Das Spiel begann von vorne: Dorian und David kümmerten sich unermüdlich um die Diva und tatsächlich konnte sie plötzlich mit beiden Etiketten umgehen. In unregelmässigen Abständen klemmte sie – wie es sich für eine richtige Diva gehört – Etiketten ein, klebte sie schief auf oder vergass eine Flasche komplett. Immerhin aber spuckte sie den Grossteil der Flaschen verkaufsbereit aus und wir waren am späten Nachmittag fertig.

Zur Belohnung fuhren wir heute wiederum an eine Messe in Malmö. Am „Malmö Öl & Whisky Festivalen“ präsentiert alles, was in Schweden Rang und Namen hat seine alkoholischen Getränke – auch Lottenlund ist mit Gin und Akvavit vertreten. Am Eingang erhält man je ein Bier- und ein Schnapsglas und geht damit dann von Stand zu Stand bis man genug hat oder nicht mehr gehen kann.

Da ich Bier dank seines Glutengehalts sowieso nicht trinken kann und Hochprozentiges nur in homöopatischen Dosen vertrage, bestand meine Aufgabe darin, meinem Mann beim Trinken zuzuschauen und dies ab und zu auf einem Foto festzuhalten, bevor ich ihn sicher wieder in den Wald zurückbringen konnte.

Zum Start ein Rhabarberbier
Fachsimpelei über einem Glas Rosé aus Gotland

Auf dem Rückweg machten wir Halt in Lund. David hatte uns die Saluhallen empfohlen: in Lunds Markthalle erhält man frischen Fisch und Fleisch, sehr viel verschiedenen Käse und allerlei Essbares, von dem man nicht wusste, dass man es braucht, das man aber unbedingt haben will.

Lund ist ganz nebenbei auch noch ein sehr herziges Städtchen mit vielen engen Gässchen, kleinen Häusern und bunten Läden. Dazu wimmelt es von jungen Leuten aus aller Welt, die vor Ort studieren: die Universität Lund ist die zweitälteste Uni in Schweden (gegründet 1666) und ist insbesondere für medizinische Forschung weltbekannt.

Nun sind wir wieder daheim. Ein bierseeliger Dorian liegt neben mir und ich gehe jetzt mal kochen. Und vielleicht trinke ich dazu ein Glas Wein.

Hinterlasse einen Kommentar